ARZT / ÄRZTIN in München

So wurde also aus der Ärztin für Innere Medizin eine Ärztin für Anästhesie?

Ursprünglich hatte ich vor, zurück in meinen Fachbereich zu wechseln. Doch dann wurden daraus schöne und lehrreiche 10 Jahre. Ich bekam in dieser Zeit meine beiden Kinder und absolvierte meinen 2. Facharzt im Fach Anästhesie. Danach wechselte ich als Ärztin auf die Palliativstation. Man kann sagen, hier schloss sich der Kreis – denn in der Palliativmedizin finden meine beiden Fachbereiche eine sinnvolle Zusammenführung.

Ist es denn üblich, dass man als Arzt oder Ärztin den eigenen Bereich auch mal wechselt?

Das ist etwas, dass das Krankenhaus Barmherzige Brüder München in meinen Augen auszeichnet: die Offenheit und Flexibilität am Haus. Dass hier nicht in Schubladen gedacht wird. Die Menschen werden in ihren individuellen Kompetenzen wertgeschätzt und dabei unterstützt, ihren Weg zu finden. Als Ärztin durfte ich hier meinen Interessen folgen und mich in meinen Stärken weiterentwickeln.

Ist es das, was Ihnen als Ärztin am Krankenhaus Barmherzige Brüder München so gut gefällt?

Das. Und dass aus dieser Grundeinstellung heraus eine wertvolle Interdisziplinarität zwischen den verschiedenen Abteilungen entsteht. Als Ärztin tausche ich mich nicht nur mit anderen Ärzten aus, sondern lerne viel von allen meinen Kolleginnen und Kollegen. Diese Multiprofessionalität im Umgang mit unseren Patient:innen wirkt sich auch positiv auf unseren Teamgeist im Haus aus. Wir grüßen uns hier auf dem Gang, man kennt sich persönlich.

Sie haben Ihr Fahrrad abgestellt. Was tun Sie als erstes?

Auf Station begrüße ich die Pflegekräfte im Frühdienst und verschaffe mir einen Überblick. Um 08.15 Uhr haben wir die erste Dienstbesprechung mit allen Ärzten, die da sind. Hier werden jeder Patient und jede Patientin einzeln und ausführlich besprochen. Wir beratschlagen uns und überlegen gemeinsam, wie es weitergehen könnte. Was ist jetzt notwendig? Was muss organsiert oder verändert werden? Dieser tägliche Austausch ist für uns Ärzte wichtig und bereichernd. Dafür nehmen wir uns eine gute Stunde Zeit.

Jetzt ist es 9.15 Uhr. Wie geht es weiter?

Nach der Besprechung gehen jeder Arzt und jede Ärztin zurück in die Bereiche. Davon gibt es drei: Der blaue, der rote und der gelbe Bereich, mit insgesamt 32 Betten, die wir uns in einem Dienst unter mindestens drei Ärzten aufteilen.

Ich bin zuständige Oberärztin im gelben Bereich. Hierher trage ich nochmal wichtige Informationen aus der Dienstsitzung. Im Anschluss geht es zur Visite. Ich setze mich, wie jeden Morgen, zu all meinen Patient:innen ans Krankenbett und wir reden darüber, was aktuell anliegt. Wie es ihnen geht, ob sie Schmerzen haben, wie die Nacht war, ob ihnen etwas auf der Seele brennt. Falls notwendig, wird die Therapie angepasst. Am Vormittag nehmen wir auch neue Patient:innen auf unsere Station auf, die von zuhause kommen, uns aus dem Haupthaus oder anderen Krankenhäusern zugelegt werden. Das erste Gespräch mit den Patient:innen und ihren Angehörigen ist von großer Bedeutung. Dafür nehme ich mir Zeit bis Mittag.

12 Uhr. Jetzt geht’s für Sie zum Mittagessen?

Für mich und für meine Kolleg:innen. Wir bemühen uns immer, gemeinsam zum Mittagessen zu gehen. Wir nehmen uns eine halbe Stunde Zeit, um uns auszutauschen und auch kurz über Dinge zu sprechen, die nicht unmittelbar mit der Klinik zu tun haben.

13 Uhr. Was steht jetzt als Ärztin für Sie an?

Nach dem Mittagessen findet die Übergabe der Pflegekräfte im Frühdienst an den Spätdienst statt. Auch hier bin ich als Ärztin mit dabei. Unsere Pflegekräfte sind hochprofessionell und sehr erfahren. Wir Ärzte arbeiten eng mit ihnen zusammen. Gemeinsam besprechen wir bei der Übergabe noch einmal ausführlich unsere Patient:innen. Dabei geht es nicht nur um Medizinisches. Wir sehen Körper, Geist und Seele als ein zusammenhängendes System. Auf der Palliativstation sind wir auch für das seelische Wohl unserer Patient:innen mit zuständig und wir betreuen auch die Angehörigen unserer Patient:innen sehr intensiv. Die Palliativmedizin ist keine Disziplin, die nur auf Medikamenten beruht. Ich bin als Ärztin hier auf die Expertise vieler angewiesen: unserer Pflegekräfte, Physiotherapeut:innen, Atemtherapeut:innen, Seelsorger:innen und Ärzt:innen aus diversen Fachbereichen. Psychologische, psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse finden hier genauso ihren Platz wie die klassische Schulmedizin.